Weltweit besinnen sich Menschen auf gesellschaftlich Verantwortbares und Wünschenswertes, auf neue Formen des Lebens und Zusammenlebens und des ökosozialen Wirtschaftens. Dieser Band widmet sich diesen realen Utopien: positiven, in eine bessere Zukunft gerichteten Vorstellungen und praktischen Ansätzen, welche die Ideen von einer lebenswerteren Gesellschaft mit konkreter Praxis verbinden.
Seit Jahren liegen uns Journalisten und Talkshow-Wissenschaftler mit der Feststellung in den Ohren, die Zeiten der Moderne seien nun endgültig vorbei und wir würden in einer gleichsam geschichtslosen Post-Moderne leben, in der die alten Gegensätze zwischen „Rechts“ und „Links“ zwischen „Reaktion“ und „Fortschritt“ endgültig überwunden worden seien. In der Öffentlichkeitsarbeit für Märkte und Meinungen hat sich ein sogenanntes postmodernes Paradigma durchgesetzt, das als „TINA-Prinzip“ bezeichnet wird. TINA steht für „There is no alternative“. Dieser Satz ist nicht nur dumm, sondern auch menschenfeindlich und anti-demokratisch. Natürlich gibt es Alternativen aber bestimmte Interessengruppen verschweigen sie. Eine wichtige Aufgabe für aufgeklärte Angehörige der Sozialen Arbeit ist es, uns selber und anderen jeden Tag von neuem die Augen zu öffnen für tatsächliche Alternativen zu der schlechten Praxis, mit der wir versuchen, unsere Probleme zwar nicht in den Griff zu bekommen, sondern klein zu reden.
Wir erleben derzeit die Kumulation ökonomischer, sozialer und ökologischer Problemszenarien, die nachhaltige Alternativen zum dominanten Gesellschafts- und Wirtschaftssystem zur Überlebensfrage machen, denn die Existenzbedingungen lebender und zukünftiger Generationen stehen zur Disposition. Der Kapitalismus zeigt sich zu seiner Endzeit ebenso wie zu seinem Beginn von seiner hässlichsten Seite, einer extremen sozialen und ökologischen Verantwortungslosigkeit und einer einzigartigen Erpressung der Gesellschaften. Was wir brauchen sind Alternativen, vor allem aber Alternativen zu der Vorstellung, dass es keine Alternativen zu den Zerstörungen gebe, die die Interessen der Großindustrie, der Finanzwirtschaft und der neoliberalen Politik weltweit verursachen. Es geht um reale Utopien, die Vorstellungen von einer lebenswerteren Gesellschaft mit konkreter alternativer Praxis verbinden. Solche Vorstellungen sind als lebensdienliche Gegenentwürfe realistischer als das, was als reale Sachzwänge der Ökonomie oder als Realpolitik vermittelt wird. Lange überkommene Vorstellungen, z.B. dass Wachstum Wohlstand erzeuge, sind die eigentlichen Illusionen. „[…] was Utopismus ist, ist Realismus – utopisches Handeln bzw. eine utopische Handlungsmaxime sind insofern realistisch, als sie davon ausgehen, so wie jetzt können wir einfach nicht weitermachen, und es muss einen fundamentalen Wandel geben, und zwar keinen Wandel […] im Kontext bestehender Praktiken, sondern […] eine Veränderung des Rahmens selber, der Praktiken selber“ (Welzer, 2012, S.42). Diese Beitrag stellt aktuelle Gegenentwürfe in den Kontext der ökosozialen Transformation.
Die Frage nach den Ursachen der Aufbruchsbewegungen in der islamischen Welt und der Bedeutung dieser Ereignisse für die westliche Welt, ist die Kernfrage des Aufsatzes. Dabei werden vor allem kritische Phänomene wie das weitgehende Fehlen „realer Utopien“ und die offensichtliche Distanz starker Kräfte innerhalb der islamischen Welt gegenüber Säkularisierungsbestrebungen näher betrachtet und analysiert. Ebenso wird in diesem Zusammenhang die Schwierigkeit erörtert, wie die Idee einer demokratischen Staatsverfassung mit islamischen Grundvorstellungen in Einklang gebracht werden kann. Eines ist unzweifelhaft feststellbar: Die Ära der Bevormundung – sowohl durch koloniale wie neokoloniale auswärtige Kräfte als auch durch extreme Vertreter der „reinen Lehre“ des Islam ist endgültig vorüber.
Die Entstehung der Europäischen Union war von Anfang an mit kritischen Analysen zu den Veränderungen der nationalen Gesellschaften durch Europäisierung begleitet. Seit Einführung des EURO in einem Teil der Union haben diese Analysen die Überhand in der wissenschaftlichen Diskussion gewonnen. Denn der europäische Integrationsprozess erweist sich zunehmend als das, was in den Gründungsverträgen der EWG schon formuliert war, nämlich als ein einheitlicher Wirtschaftsraum. Seine Produktivität hat sich in enormen Vorteilen für die großen und immer größer werdenden wirtschaftlichen Einheiten erwiesen, die „produktive Zerstörung“ hat vor allem die peripheren Räume der Union getroffen. Sie haben ihre Marginalisierung mit erheblicher sozialstaatlicher Verschuldung zu kompensieren versucht – die Staatsverschuldung kommt wieder den großen Finanzakteuren zu Gute. In diesem Prozess erscheint die Soziale Arbeit insbesondere als finanzielle Belastung und soll reduziert werden. Gleichzeitig ist die sozialstaatliche Stabilisierung der Gesellschaften durch Soziale Arbeit eine wachsende Aufgabe. In diesem Spannungsfeld zu agieren ist für die sozialen Akteure zu einer Zerreißprobe geworden.
Towards an epistemology of social work – lessons from the European history of an uncertain discipline
This chapter outlines the dynamic relations with the various social, cultural and political contexts which characterise social work as a profession and as an academic discipline. The renewed intensification of international contacts and exchanges in Europe, promoted by the various networks which ECCE helped to establish, demonstrates the benefits of recognising the specificity of social work’s epistemology as being embedded in these tensions. This perspective offers the possibility of engaging more critically with both the social policies that seek to instrumentalise social work and to affirm the academic autonomy of the various disciplines in which social work gets framed as a means of challenging the restrictive positivism of the current dictate of “evidence”.
Current developments in Europe causing growing social problems and how social work and social policy should cope with them
In these times of crisis in Europe it is necessary to talk also about social problems and groups at risk. On the one hand the EU is a significant political masterpiece with an enormous ongoing impact on 27 member states – not only free access for the population to travel without any borders and generally with a lot of helpful other advantages involved for instance at the labour market in the economics etc. is a historical event one should never forget. However, the financial misleading actions from the so-called elite that also seriously aggravate social problems are currently distinctive in a weighty way. By demanding social justice we have to remember the overall intention of the EU to become an equal world player in the economy compared with the US and China driven by an overall ideology which in the meantime is called “turbo capitalism” or “predatory capitalism” by leading conservatives themselves who do not know anymore how to react against this development. But in talking about the European social model we have to face the intention of the EU as continue stabilizing the market capitalistic society which in fact till today broadens the gap between the rich and the poor in more or less all European member states. As a result, the structure of a class society is clearly back and arising problems for the suffering population become more and more apparent. Old and new social crises dominate the current development and also the so-called “normal” people are helpless victims on this capitalistic playing ground. For example only a few of the main problems which are coming up in a new and dramatic form should be mentioned. First, the migration and the process of exclusion of these people. Before they get a proper chance in the host society they will experience all the discriminating forms in everyday life. The social support and the welfare subsidies for them are more or less below the threshold. In addition, precarisation, low wage policy, unemployment and poverty have to be mentioned. The social misery in numerous countries is increasing. The continent forgets its children. This misery of the young people is not only an evidence of incapacity from the economic point of view, but also for the whole process of growing up under equal chances and conditions of justice. To make it more plausible by underlining the situation of vulnerable youth and their families will be underlined.
Mobilitätskultur in der Europäischen Union – Erwartungen und Motive
Mobilitätsprogramme gehören seit 25 Jahren zu den bedeutenden Initiativen und Strategien, um Bürger/-innen das EU-Europa als Lern-, Beschäftigungs- und Erfahrungsraum attraktiver zu machen. Diese Programme verdanken sich auf der strukturellen Ebene im Wesentlichen ökonomischen Prämissen, können aber durchaus auch auf der persönlichen Ebene fruchtbare interkulturelle Lernprozesse entfalten und als notwendige Basis für das Konzept einer europäischen Bürgerschaft angesehen werden. Die Teilnahme an Mobilitäts-Programmen hängt stark von der persönlichen Lebenssituation der jungen Menschen ab. Aktuell hat Mobilität wieder Hochkonjunktur. Die proklamierte Gleichrangigkeit von beruflicher Bildung und wissenschaftlichem Studium sucht nach Wegen der Anerkennung und Validierung von Kompetenzen. Mithilfe von Qualifikationsrahmen sollen Kompetenzen transnational vergleichbar werden. Die damit verbundene Standardisierung ist für Soziale Arbeit nicht nur schwierig zu handhaben, sondern grundsätzlich problematisch.
Political democracy is necessary, but not sufficient. The contribution of Jane Addams’ theory of „Integral democracy“ for the analysis and change of power-relations – in and for social work
According to David Gil (1998, p. 167–172) social workers have in their code ofethics a mandate to combat social injustice and oppression, but they are very helpless, when they are challenged to put this mandate into practice. The cause, according to him, is that they don’t have a differential theory of power-structures and their influence on individuals which could guide their goals and action lines. To develop knowledge about power means to give up the „happiness of ignorance“ not being bothered by knowldge – and I would add, they would have to give up the „happiness to rely happily on the concept of empowerment“ which has – in western social work – turned out to be a placebo and solution for just every problem, as Cox & Pawar showed (2006, p. 78–83). Yet, if social work practicioners would know their theoretical history they would detect that social work has a very sophisticated theory of power abuse and democratic power-sharing. It has been developped by Jane Addams in her book „Democracy and Social Ethics“, published in 1902.2 So, let me show, how current it is concerning its analysis and also its vision which is till today waiting for its realisation. Before introducing her basic ideas, I start with two thesis about the necessity of democracy and the causes why it isn’t sufficient and therefore has to be extended in the horizontal and vertical social dimension.
The global agenda for social work and social development. On the way to real utopia?
The recently passed ILO Recommendation concerning national floors on social protection can be seen as a “real Utopia” substantiating Articles 22 and 25 of the Universal Declaration of Human Rights. Those articles are stating the right to social security and to the standard of living adequate for health and well-being. The paper discusses the possible contributions of international social work and especially of „The Global Agenda for Social Work and Social Development” to promote and support those rights. The European financial crisis endangers the attainments of the welfare state. The promise of social security for all is becoming fragile. Under the title „Confronting Social Transition, Realising Utopia, Safeguarding the Social” the international conference in Brixen in June 2012 seeks for guiding ideas and real Utopias for social professions in this time of transition, crisis and upheaval. On the background of my new position as representative of the International Federation of Social Work (IFSW) at the United Nations in Geneva I will present you a „real Utopia“ aiming at social security for all. After this first part of my contribution I will discuss the role international social work can play for the realisation of this Utopia. Highly relevant for this discussion is „The Global Agenda for Social Work and Social Development“, which the three global Organisations in the field of Social Welfare and Social Work have given themselves in 2012 to strengthen their role and influence on the international level.
Soziale Arbeit als Gerechtigkeit schaffende Profession – Ein sozialethisch informierter Beitrag zur Normativitätsdebatte in der Sozialen Arbeit
Mit dem Wiederauftauchen der Gerechtigkeitsproblematik im digitalen Kapitalismus erwächst der Disziplin und Profession Soziale Arbeit die Möglichkeit, ihr Proprium (wieder)zufinden. Unter Rückgriff auf den capability approach und den Rekurs auf ein sozialethisch entfaltetes Verständnis von Sozialer Gerechtigkeit als Beteiligungsgerech-tigkeit kann Soziale Arbeit als Gerechtigkeit schaffende Profession eine theoretische Grundlegung vorweisen, die sowohl die Subjekt- als auch Strukturperspektive beinhaltet. Kurz gesagt geht es um die theoriegeleitete Vision einer sozial gerechten Gesellschaft, die neben der gerechten Verteilung der materiellen Güter eine Beteiligung aller Menschen ermöglicht. Durch die Perspektive auf die Verliererseite entfaltet Soziale Arbeit darüber hinaus ihr kritisch-politisches Potenzial. Der französische Sozialphilosoph Paul Ricœur liefert mit seinen Überlegungen den hermeneutischen Rahmen, innerhalb dessen sich die folgenden Ausführungen bewegen. Ist es doch Anliegen und Ziel der Sozialen Arbeit „das gute gelingende individuelle Leben, gemeinsam mit und für andere, in gerechten Institutionen“ (Ricœur, 2005) sicherzustellen.
Gender-Diskurs und Geschlechtsreflexivität im Blick auf die Zukunft der Sozialen Arbeit
Die Soziale Arbeit gilt gemeinhin als weibliche Profession. Dies ist nicht nur mit der MitarbeiterInnen-Statistik begründbar, sondern auch aus dem gesellschaftlichen Anspruch der Frauenbewegungen heraus. Gleichwohl lässt sich auch eine männliche Traditionslinie seit der Jugendbewegung nachzeichnen, die nicht nur auf die sozialadministrative Leitungsebene , sondern genauso auf unterschiedliche Felder der Jugendhilfe beziehbar ist. Allerdings wird die Frage nach einer "weiblichen" oder "männlichen" Sozialarbeit dann obsolet, wenn man den gesellschaftlichen Hintergrund geschlechtshierarchischer Arbeitsteilung analysiert, von dem solche geschlechts-differenten Zuweisungen ausgehen.
„Open Educational Resources“ – innovative Triebkraft für Entwicklung und Bildung? Zum Stand der Umsetzung einer realen Utopie im Bildungsbereich
Die Wiederentdeckung der „Commons“, Gemeingüter im öffentlichen Raum, ist auch im Bildungsbereich zu verzeichnen. Die Grundidee der „Open Educational Resources“ (im Deutschen auch „Freie Bildungsressourcen“ genannt) ist so einfach wie faszinierend: Lernmaterialien jeglicher Art, die derzeit ohnehin vielfach bereits in einem digitalen Format vorliegen und in ihrer Mehrzahl im öffentlich finanzierten Bildungsbereich entwickelt werden, stehen internetbasiert und mit alternativen Lizenzmodellen wie z.B. „Creative Commons“-Lizenzen versehen, einer weltweiten Gemeinschaft von potentiellen Nutzerinnen und Nutzern zur Verfügung. Lernende können so wertvolle Bildungsressourcen für die eigene Weiterbildung und das Selbststudium erhalten und gewinnen an Autonomie. Lehrende duplizieren nicht weltweit ähnlich gestaltete Einführungsmaterialien, sondern bauen auf vorhandenen Unterlagen und Konzepten auf und passen sie ihren spezifischen Kontexten an. Bildungseinrichtungen realisieren zusätzlich einen Zugewinn an Transparenz und Qualitätssicherung. „Open Educational Resources“ haben daher das Potential den Bildungssektor nachhaltig zu verändern. Wie aber sieht die Umsetzung dieser „realen Utopie“ aus? Was sind die Stolperstellen und Entwicklungshemmnisse dieser innovativen Praxis, insbesondere im deutschsprachigen Raum? Der Beitrag zeichnet verschiedene Entwicklungslinien zu „Open Educational Resources“ nach, stellt Beispiele vor, analysiert kritisch das Potential und gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Open Educational Resources-Bewegung.
Beiträge von Lokaler Agenda 21 und Gemeinwesenarbeit zur Versorgung mit erneuerbaren Energien
Die Lokale Agenda 21 ist aufgebrochen, um eine nachhaltige Entwicklung umzusetzen. 20 Jahre nach der wegweisenden Umweltkonferenz in Rio de Janeiro fällt die Bilanz ernüchternd aus. Die Autorin verortet die Widersprüche im dominierenden Wirtschaftssystem. Sie analysiert Alternativen von unten am Beispiel erneuerbarer Energien im Spannungsfeld zwischen Ansprüchen und Rahmenbedingungen. Davon ausgehend formuliert sie Voraussetzungen, die Nischenprojekte zu tragenden Säulen einer Energiewende und einer sozialökologischen Transformation werden ließen.
Lavoro sociale, interventi psicopedagogici e di riabilitazione con famiglie multiproblematiche: intersezionalità e pratica interculturale
Intercultural models of practice frequently fail on account of their concentration on one-dimensional or polarised aspects of discrimination and exclusion whereas in actual practice the cumulative effects of various dimensions and aspects of problematic situations make an intercultural approach often appear impractical. Here the concept of ‘intersectionality’, recently made thematic in feminist, but also in social and pedagogical discourses, provides a perspective that helps to explain and address the ‘blockages’ that occur in multi-problematic situations when different service agencies limit their areas of responsibility to few of those dimensions which they seek to define ‘objectively’ so that actual psycho-pedagogical and intercultural competences cannot even be activated and developed. A case example of a single immigrant mother and her small daughter, with a possible developmental and linguistic retardation, illustrates how this dyad, affected additionally by poverty, poor housing, linguistic and cultural barriers, gets caught up in partly contradictory bureaucratic procedures. This results in growing alienation on the part of the mother and not least in further developmental impediments for the daughter despite the efforts by staff of a socio-pedagogical project to arrange supports informally, a situation from which eventually the mother decides to flee. An intersectional approach would shift the focus of intervention from the objective criteria of need and assistance towards the construction of inter-subjective ways of creating a shared understanding of priorities which place the dignity of the persons concerned at the centre.
Developments and barriers in social work with families and children at risk in Poland in times of transition
Social work in Poland has been developed for years in accordance with social work in Europe. At the beginning of the twentieth century new welfare state systems at the European level were founded that influenced the development of the welfare system in Poland. Finally, great changes of the economy and the socio-political system have been going on in Poland since 1989. The transformation from the centrally managed system to democracy has become a key issue in creating the new social policy and the new model of the welfare state. Since 1989, the process of transformation began, while bringing about visible and positive effects in the sphere of social services and professionalization of social work in Poland. Besides being focused on traditional social problems like disability, elderly, alcoholism, crime, it also addressed the new issues that emerged such as unemployment, poverty, homeless and drug abuse. The platform for social work changes has influenced the creation of local governments directly responsible for the life quality of those excluded in local communities. The article will focus on the new developments in socio-educational services for families and children at risk and barriers in that field of social work.
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